Ernährungsmythos #9: Deutsches Obst und Gemüse hat stets die bessere Ökobilanz!

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Hallo zusammen!

Wer kennt Sie nicht – die Aussage, dass regionale Produkte wegen ihres kürzeren Transportweges eine geringere Ökobilanz aufweisen als solche, die erst einmal um die halbe Welt geschifft werden müssen. Und so greifen wir als umweltbewusste Kunden natürlich nach deutschen Produkten und machen uns – frei nach dem Motto: „Auch ich leiste meinen Beitrag!“ – stolz auf den Weg zur Kasse.

Doch sind regionale Produkte in Sachen Ökobilanz pauschal die richtige Wahl?

Wie so oft lohnt es sich genauer hinzuschauen. Denn diese Aussage ist nicht immer richtig. Stellen wir uns doch zunächst folgende, sehr triviale Frage: Gibt es tatsächlich eine Pflanze, die während des Winters essbare Früchte trägt? Diese Frage würde ich erst einmal ganz mutig mit -nein- beantworten. Nun zur nächsten Frage: Was bedeutet das für den Anbau der Pflanzen? Richtig! Sie müssen, sofern sie in Deutschland angebaut werden, in einem beheizten Treibhaus wachsen. Das gleiche gilt natürlich für Obst und Gemüse aus Ländern, die ein ähnliches Klima wie Deutschland haben (z.B. Niederlande). Da Obstbäume ja nun schwer im Treibhaus angebaut werden können, gibt es hier zum Teil andere Lösungen. Um den Markt auch in den kalten Monaten mit Äpfeln und Birnen zu versorgen, werden diese zum Beispiel über mehrere Monate bei ca. 2 °C gelagert. Ob Treibhaus oder Kühllager – das Halten von Temperaturen, ob nun höher oder tiefer als die Außentemperatur, ist natürlich mit einem hohen Energieaufwand verbunden. Diese Tatsache verschlechtert die Ökobilanz von deutschem Obst und Gemüse, das außerhalb seiner Saison gekauft wird.

Und so kann es sein, dass ein Apfel aus Neuseeland, obwohl er einen weiten Weg hinter sich hat, eine bessere Ökobilanz als ein Apfel aufweisen kann, der nur wenige Kilometer zum Point of Sale transportiert werden musste. Voraussetzung ist aber, dass der Apfel per Frachtschiff nach Deutschland kommt. Denn diese weisen im Vergleich zu LKW oder Flugzeug ein besseres Verhältnis von Ladekapazität und Kraftstoffverbrauch auf.

Und wieso werden Äpfel aus Neuseeland und Kartoffeln aus Ägypten auch zu der Zeit angeboten, in der unser Obst und Gemüse Reifezeit hat?

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Nun, wie immer spielt der finanzielle Aspekt hierbei die entscheidende Rolle. Denn Fakt ist: nicht nur Technik und Kleidung werden aus Kostengründen in Billiglohnländern hergestellt. Auch einige Obst- und Gemüsesorten, die theoretisch in Deutschland angebaut werden könnten, werden heutzutage zum Teil oder vollständig durch Importware substituiert. Aus diesem Grund schwemmen mittlerweile auch (Bio)Kartoffeln aus Ägypten den deutschen Markt. Warum diese Kartoffeln vor allem hinsichtlich ihrer Ökobilanz als eher bedenklich einzustufen sind, lässt sich eigentlich intuitiv beantworten – denn wo es keinen oder nur wenig Niederschlag gibt, da benötigt es künstliche Bewässerung. Interessante Zahlen zu Wasserfußabdrücken verschiedener Lebensmittel findet Ihr unter anderem auf der Website des Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.

Wie entscheide ich mich für das richtige Obst und Gemüse?

Diese Frage ist eigentlich leicht zu beantworten, wenn auch nicht ganz so leicht umzusetzen. Im Grunde ist deutsches Obst und Gemüse – am besten noch aus der Region – seiner importierten Variante immer dann vorzuziehen, wenn es in Deutschland Saison hat. Um herauszufinden, wann welche Frucht Saison hat, gibt es zahlreiche Kalender. Zum Beispiel von Alnatura oder der Verbraucherzentrale. Auch der Stern hat einen ausführlichen Saisonkalender mit vielen zusätzlichen Informationen veröffentlicht. Hängt euch doch einfach einen Kalender in die Küche und kauft euer Obst und Gemüse – soweit es eben geht – zukünftig stärker saisonal ein. So tut ihr nicht nur etwas für die Umwelt, sondern unterstützt die deutschen Betriebe und tut ganz nebenbei etwas für eure Gesundheit, da lange Transportwege und/oder Lagerzeiten sich immer negativ auf gewisse Vitamingehalte der Frucht auswirken.

Ein Wehrmutstropfen bleibt: bei Bananen, Ananas oder anderen exotischen Früchten müsst ihr leider in den sauren Apfel beißen ;)

 

Liebe Grüße und bleibt gesund,

Euer Claudio

 

 

 

 

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