
Immer wieder denke ich darüber nach, wieso so viele Menschen keinen Wert auf eine gesunde Ernährung legen. Wieso findet dieses Thema in unserer Gesellschaft so wenig Beachtung? Wieso interessieren sich so wenig Menschen dafür, was sie ihrem Körper täglich antun? Warum ist Wasser für manche nur zum Waschen da? Aus welchen Gründen wird man zum Toastfetischisten? Und wieso zur Hölle muss immer alles so unfassbar süß sein und/oder vor Fett triefen? Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Fragen schießen mir durch den Kopf. Wie kann man nicht wissen, was der Unterschied zwischen Vollkorn- und Weißmehlprodukten ist? Wie kann man ernsthaft denken, dass Fruchtzwerge oder Milchschnitten gesund sind? Und wieso um alles in der Welt isst man jeden Tag ein Glas Nutella? Letztlich reduziert sich diese Thematik in meinen Augen immer wieder auf zwei Annahmen, anhand derer man versuchen kann hierfür eine Antwort zu finden.
Menschen ernähren sich nicht gesund, weil…
- …sie es einfach nicht besser wissen (wollen).
- …sie keine Zeit haben, sich etwas Gesundes zuzubereiten oder sich das Wissen anzueignen, das es benötigen würde, um sich gesünder zu ernähren.
1. …sie es einfach nicht besser wissen (wollen).
Fragen wir uns doch einmal auf welchen Wegen der kleine Max Mustermann etwas über das Thema gesunde Ernährung erfahren könnte. In der Schule? Nein. Im Fernsehen? Ja vielleicht. Aber nur wenn er ein Fan der öffentlich rechtlichen Sender ist. Also eher unwahrscheinlich. Von seinen Eltern? Well, it depends. Sind die Mustermanns studierte Ernährungswissenschaftler oder -mediziner, dann werden Sie dem kleinen Max mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Wichtigste mit auf den Weg geben. Sind sie es nicht, haben sie vielleicht alles Grundsätzliche gelesen oder selbst von ihren Eltern erfahren und reichen zumindest dieses Wissen weiter. Wünschenswert wäre es! Schauen wir nach weiteren Informationsquellen. Natürlich! Die Digital Natives sind vor allem auf YouTube, Blogs oder Instagram unterwegs! Einfach toll, denn von Bibi und Tina erfahren sie alles, was sie wissen müssen – und das Ganze wissenschaftlich fundiert…nicht.
Aber damit Max sich eigeninitiativ diverser Medien bedient, um seinen enormen Wissensdurst zu befriedigen, muss eine Voraussetzung erfüllt sein: Er muss sich für das Thema interessieren! Da unser Schulsystem derzeit keine Notwendigkeit sieht, das Thema Ernährung in irgendeiner Form zu behandeln, kann ein Interesse für die Thematik lediglich durch seine Eltern oder andere äußere Einflüsse ausgelöst werden. Anschließend hängt es dann von Max Persönlichkeit ab, ob er diesem Thema eine gewisse Priorität einräumt oder eben nicht. Denn es gibt doch so viel Wichtigeres und Spannenderes im Leben. Das abendliche TV-Programm, Social Media, Videospiele, Fußball usw. Wo liegt also der Sinn darin, seine Zeit für irgendwelche Dokumentation oder Bücher über gesunde Ernährung zu verschwenden? Satt wird er schließlich auch von einer Nutella-Stulle, einem Curry-King oder einer Tiefkühl-Lasagne. Und sind wir doch einmal ehrlich – die meisten Convinience-Produkte schmecken einfach besser!
2. … sie keine Zeit haben, sich etwas Gesundes zuzubereiten oder sich das Wissen anzueignen, das es benötigen würde, um sich gesünder zu ernähren.
Dieser Grund setzt voraus, dass Herr Mustermann (Senior) zwar um die Wichtigkeit einer gesunden Ernährung weiß, aber einfach keine Zeit hat, sich stundenlang – denn solange dauert es nun einmal etwas Gesundes zu kochen – in die Küche zu stellen, um etwas für Max zuzubereiten. Viel wichtiger ist es, das Fußballspiel im Fernsehen zu sehen, während er mit dem Tablet noch ein wenig Online-Shopping betreibt. Da tut es doch auch die Tiefkühl-Pizza. Oder was auch immer man in den Ofen schmeißen kann, ohne hierbei zusätzlichen Zeitaufwand zu haben.

Auch Frau Mustermann würde so gern gesünder für ihre beiden Männer kochen, aber es fehlt ihr einfach die Zeit sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Im Keller warten drei Maschinen Wäsche, die anschließend gebügelt werden wollen. Außerdem muss sie ihren Sohn noch Englisch-Vokabeln abfragen. Schließlich will sie nicht Schuld daran sein, wenn er den Test nicht besteht. Wann also um Himmels Willen soll sie sich noch mit diesem Thema beschäftigen?
Haben wir wirklich keine Zeit für eine gesunde Ernährung?
Egal wie man es dreht und wendet, am Ende läuft es immer wieder nur auf einen einzigen Grund hinaus. Dieser Grund hat seinen Ursprung weder in der (gewollten) Unwissenheit (1. Annahme) noch in den vermeintlichen zeitlichen Restriktionen (2. Annahme), denen wir uns alle ausgesetzt sehen. Vielmehr resultieren diese beiden Annahmen aus diesem Grund. Wieso also hat sich das Fach „Gesund Essen im Alltag“ in unseren Schulen noch nicht etabliert? Wieso hat Max keine Lust sich mit diesem Thema zu beschäftigen und wieso sehen seine Eltern wiederum keinen sonderlich großen Anreiz, ihm die Grundpfeiler einer gesunden Ernährung näher zu bringen? Wieso also glauben wir einfach alles, was uns das manipulative Marketing der Lebensmittelindustrie propagiert? Nun ja…der Grund gleicht dem, der für das Pradoxon der Umweltverschmutzung oder des Tabakkonsums verantwortlich ist. Es ist das Prinzip, das die Trennlinie zwischen Mensch und Tier verblassen lässt…das Prinzip der operanten Konditionierung oder einfach: Lernen durch Belohnung und Strafe.
Stellen wir uns folgende Situation vor:
Max kommt aus der Schule und hat einen Bärenhunger. Schließlich hat er seit dem Frühstück nichts gegessen. Seine Mutter ist leider noch unterwegs, sodass sich Max heute selbst etwas kochen muss. Weil es schnell gehen muss, steckt er sich zwei Toasties (don’t call it Schnitzel) in den Toaster. Dazu gibt es ein großes Glas Orangen-Limonade und als Nachtisch einen ordentlichen Schoko-Pudding. Würde sich Max nun nach dem Verzehr dieser offensichtlich semi-gesunden Kost mit Magenschmerzen auf dem Boden winden, würde ihn diese „positive Bestrafung“ davon abhalten, diese Nahrungsmittel noch einmal zu sich zu nehmen.

Doch in der Realität folgt die Bestrafung für eine ungesunde Ernährung fast nie unmittelbar nach dem Verzehr, d.h. es liegt eine „negative Verstärkung“ vor. Ihre Folgen werden meistens auch nicht innerhalb weniger Wochen oder Monate sichtbar (es sei denn es handelt sich um eine Lebensmittelunverträglichkeit); vielmehr treten die Auswirkungen, wie zum Beispiel Übergewicht, Diabetis oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erst nach einigen oder manchmal erst nach vielen Jahren auf. Hinzu kommt, dass der, der sich noch nie gesund ernährt hat, auch die Belohnung hierfür nicht kennt. Für ihn ist das Lebensgefühl, das man mit ungesunder Ernährung erfährt, also völlig normal. Wir befinden uns also in einem Dilemma, in dem das Streben nach einer möglichst gesunden Ernährung, ja eines möglichst gesunden Lebensstils, aufgrund einer fehlenden, zu spät eintretenden oder nicht wahrgenommenen Bestrafung uns davon abhält diesem Thema, und damit unserem Körper, die nötige Priorität einzuräumen. Es ist also nicht verwunderlich, das so viele Menschen „keine Zeit“ für eine gesunde Ernährung haben. Denn ihre Prioritäten liegen in anderen Bereichen. Ihre Priorität liegt nicht auf ihrer Gesundheit, nicht auf ihrem Körper. Schade Marmelade.
Lange Rede kurzer Sinn: die Phrase „keine Zeit“ ist in meinen Augen ein Ergebnis des genannten Paradoxons. Vielmehr ist gesunde Ernährung eine Frage der eigenen Prioritäten, über die es sich lohnt einmal nachzudenken und sie ggf. neu zu ordnen. Euer Körper wird es Euch danken!
Tiefgründige Grüße,
Euer Claudio
Nicht umsonst heißt der Spruch, du bist was du isst.
Leider vergessen viele Menschen, dass der Körper von dem lebt, was wir essen. Es wundert das nicht mehr Menschen den Zusammenhang erkennen, zwischen essen und Gesundheit
Ich denke hier fehlt noch, dass einige gar nichts darauf geben wollen, da man ja sowieso irgendwann mal sterben muss und solches Bla Bla.
Dann kommen noch Blutwerte ins Spiel, die Tip Top seien, also weiter mit der ungesunden Lebensweise.
Eigentlich sollte man diese fragen, ob sie freiwillig mit 30 sterben wollen, ich wöllte das niemals auch nicht mit 80, wenn man perfekt gesund ist (hoffen wir mal, dass die Altersforschung vorankommt).
Die meisten sagen: „Nur im hier und jetzt und keinen Gedanken an Morgen verschenken.“, was ja auch nicht perfekt ist.
Und dann noch das Argument, dass die Gene ja alles aussagen und man keinen Einfluss hätte und man absolut nichts beeinflussen kann.
Falt ist: einige wollen auf nichts verzichten und lieber zeitig sterben oder dahinsiechen.
Die Veränderung muss von oben kommen (starke Zucker-/Transfettrestriktion bzw. Steuer darauf), auch wenn die Mehrheit dagegen wäre. Jeder meckert, dass alles teurer wird aber niemand will auf etwas verzichten bzw. reduzieren.
Das Gemeinwohl aller Menschen steht m.M. über der Freiheit der Mehrheit der Menschen, die abhängig vom Zucker sind.
Zucker sollte als Droge deklariert sein.