Hallo meine Lieben!
Im Herbst 2014 kehrte ich aus dem wunderschönen Kanada zurück, wohin es mich für ein internationales Freiwilligen-Programm verschlagen hatte. Wieder in Deutschland und auf gewisse Art und Weise auch wieder in der Realität angekommen, hieß es dann sehr schnell: Jobsuche starten! Schließlich sollte sich das Studium gelohnt haben. Doch wie Ihr euch sicher denken könnt, verdient man mit Bewerbungen schreiben in etwa kein bis gar kein Geld, sodass ich mir für diese Zeit einen Job als Aushilfe suchen musste.
Und wie das Schicksal so wollte, stolperte ich im Bioladen um die Ecke auf eine Ausschreibung als Erntehelfer auf einem Bioland-Hof. Wenige Tage später ging es dann auch schon los. Eine wirklich tolle Erfahrung – konnte ich doch live erleben, was es bedeutet, biologische Landwirtschaft zu betreiben. Auch wenn der Hof-Herr von der eher stilleren Sorte war, löcherte ich ihn mit allerlei Fragen rund um den Anbau von dem, was wir dort Tag für Tag ernteten. Abends fiel ich dann immer völlig erschöpft ins Bett und dachte öfter an meine Kindheit..
…an meine Großeltern, die sich überwiegend selbst versorgten und deshalb ihr halbes Leben im Garten verbrachten…an die Gartenarbeit, zu der ich meinen Teil beitrug in dem ich möglichst viel reifes Obst und Gemüse auf aß, um so die Erntearbeit für Oma und Opa signifikant zu verringern – wie umsichtig von mir…

Das tollste war, dass ich jeden Tag mit den anderen Erntehelfern auf dem Hof Mittag essen konnte – natürlich immer aus den eigenen Erzeugnissen zubereitet. Außerdem bekam ich nach Feierabend immer wieder frisches Bio-Obst und -Gemüse geschenkt – ein Traum! Schön, wenn diese Dinge so schmecken als hätte man sie gerade aus dem eigenen Garten geholt. Das war also – neben der Tatsache, dass ich selbst oft Bioland-Produkte kaufe – meine bisherige Erfahrung mit dem Bioland-Siegel.
Was aber gibt es noch über das Bioland-Siegel zu erfahren?
Das Bioland-Siegel ist wohl das bedeutendste Bio-Siegel Deutschlands. Immer mehr Betriebe schließen sich diesem Zusammenschluss an, zu dem 2016 schon mehr als 6.000 Erzeuger und über 1.000 Hersteller gehörten. Sehr erfreulich!

Quelle: http://www.bioland.de/ueber-uns/zahlen-und-fakten.html
Die Bioland-Geschichte reicht weit zurück – bereits 1951 wurde die Methode des organisch-biologischen Anbaus entwickelt, bevor „Bioland“ 1978 als Warenzeichen eingetragen wurde. Der Bioland e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Art des Anbaus zu fördern und weiterzuentwickeln. Im Fokus steht hierbei vor allem ein möglichst geschlossener Stoffkreislauf. Aus diesem Grund muss zum Beispiel bei Bioland-Betrieben auch 50 Prozent des Tierfutters vom Hof selbst stammen, wohingegen nach den EU-Richtlinien bis zu 80 Prozent von anderen Betrieben zugekauft werden dürfen. Insgesamt gehen die Bioland-Richtlinien zum Teil weit über die EU-Richtlinien hinaus.
Was für Voraussetzungen müssen Bioland-Betriebe erfüllen? Und wo liegen Unterschiede zum EU-Bio-Siegel?
Hier habe ich Euch einmal einige Beispiele für Vorgaben des Bioland-Siegels aufgelistet:
Verzicht auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel:
Die Gesamtstickstoffmenge ist im Vergleich zum EU-Bio-Siegel begrenzt (max. 112 kg N (Stickstoff) pro ha und Jahr). Außerdem sind bedekliche organische Handelsdünger wie Blut-, Fleisch- und Knochenmehle verboten, nicht so beim EU-Bio-Siegel.
Standortwahl:
Erwähnenswert ist auch auch, dass der Bioland-Anbau bei der Standortwahl die Belastung durch Schadstoffe aus der Umwelt sowie der vorherigen Nutzung berücksichtigt. Dies gilt nicht für die Standortwahl nach den EU-Richtlinien.
Verbot von Gentechnik:
In Lebensmitteln (bzw. deren Zutaten) sowie in Tierfutter sind gentechnisch veränderte Komponenten nicht erlaubt.
Stärkere Reduzierung der erlaubten Zusatzstoffe:
In verarbeiteten Lebensmitteln dürfen weniger Zusatzstoffe als beim EU-Biosiegel verwendet werden (24 statt 49). Zudem darf bei Bioland u.a. kein Carrageen als Verdickungsmittel eingesetzt werden.
Antibiotika und andere künstliche Stoffe im Tierfutter sind verboten:
Hier gleichen sich EU- und Bioland-Siegel. Fischmehl ist jedoch beim EU-Bio-Siegel erlaubt, beim Bioland-Siegel nicht.
Artgerechte(re) Haltungsformen:
Hier gelten im Hinblick auf die Quadratmeter die Richtlinien des EU-Siegels, darüber hinaus aber noch einige mehr. Zum Beispiel legt Bioland im Vergleich zu den EU-Richtlinien noch einmal einen drauf, wenn es um die max. Tieranzahl pro Hektar geht. Erlaubt sind 140 (statt 230) Legehennen, 280 (statt 580) Masthähnchen und 10 (statt 14) Mastschweine pro Hektar.
Tipp:
Auf bioland.de findet Ihr alle weiteren Richtlininen für Bioland-Betriebe. Schaut einfach mal auf der Website vorbei, um euch noch besser zu informieren!
Fazit
Es lohnt sich genauer hinzuschauen! Bioland-Produkte haben in einigen Bereichen wesentlich strengere Vorgaben als die Produkte nach EU-Öko Verordnung. Hiervon profitieren vor allem die Umwelt, die Tiere (die zumindest während ihrer Lebzeit eine artgerechtere Haltung erfahren) und nicht zuletzt wir – die Konsumenten.
Bleibt gesund & liebe Grüße,
Claudio
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