Hallo liebe Bio-Freunde!
Obwohl es eine Vielzahl von Siegeln gibt, ist es mit schon wenigen Hintergrundinformationen möglich im Alltag die Produkte zu finden, die euren Vorstellungen von „bio“ am nächsten kommen. Grundsätzlich sind die Begriffe „bio“ und „öko“ übrigens geschützt. Nur Produkte (bzw. deren Zutaten) die zu 95 Prozent aus kontrolliert biologischem Anbau stammen, dürfen diese Begriffe auf der Verpackung tragen.
Das erste Bio-Siegel, das ich mir mit euch genauer anschauen möchte ist das EU-Bio-Siegel. Wie bereits in meinem Beitrag „Erkenne die Zeichen!“ erwähnt, sind das europäische und das deutsche Siegel äquivalent, sodass ich hier mit einem Schlag beide erklären kann.
Was also hat es mit dem EU-Bio-Siegel auf sich?
Seit dem 1. Juli 2012 müssen alle Produkte, die sich „Bio“ nennen wollen, mit dem EU-Bio-Siegel gekennzeichnet sein. Neben oder unter dem Siegel muss außerdem immer eine Codenummer, wie zum Beispiel DE-Öko-001, zu finden sein. Die Nummer verweist auf eine der 18 amtlichen Kontrollstellen – denn die Produkte bekommen dieses Siegel nicht einfach so. Die herstellenden Betriebe müssen nachweisen, dass sie nach EU-Recht ökologisch wirtschaften bzw. in der Lage sind, eine Vermischung von Bioprodukten mit konventionellen Rohstoffen auszuschließen. Nach der Zertifizierung werden die Betriebe einmal im Jahr geprüft. Darüber hinaus werden unangemeldete Stichproben durchgeführt, um eine höchstmögliche Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten.
Und was für Voraussetzungen müssen die Betriebe laut EU-Recht erfüllen?
Außer der erwähnten 95 Prozent Vorgabe sind dies zum Beispiel…
Verzicht auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel:
Die Gesamtstickstoffmenge ist zwar nicht begrenzt, aber der Anteil von Dünger aus Tierhaltung. Mineralischer Stickstoffdünger ist verboten.
Verbot von Gentechnik:
In Lebensmitteln (bzw. deren Zutaten) sowie in Tierfutter sind gentechnisch veränderte Komponenten nicht erlaubt.
Reduzierung der erlaubten Zusatzstoffe:
In verarbeiteten Lebensmitteln dürfen „nur“ 49 Zusatzstoffe Anwendung finden. In der konventionellen Produktion sind es derzeit über 300. Geschmacksverstärker sowie künstliche Aromen und Farbstoffe sind in Bioprodukten nicht erlaubt.
Antibiotika und andere künstliche Stoffe im Tierfutter sind verboten:
Fischmehl ist aber weiterhin erlaubt. Antibiotika im Futter sind aber auch in der konventionellen Zucht verboten, werden aber leider wegen der schwierigen Haltungsbedingungen oft noch verwendet. Eigentlich sollen Antibiotika nur in Krankheitsfällen genutzt und nicht präventiv verabreicht werden.
Artgerechte(re) Haltungsformen:
Die Tiere haben mehr Platz. Das Bio-Siegel der EU erlaubt die Haltung von 6 Legehennen pro Quadratmeter Stallfläche, wobei ein Zugang zum Freiland vorhanden sein muss. Jedem Tier müssen darin 4 Quadratmeter zur Verfügung stehen. In der konventionellen Bodenhaltung dürfen bis zu 9 Legehennen pro Quadratmeter gehalten werden – ohne Zugang zum Freiland. Ein Mastschwein unter 50 kg erhält in Bio-Betrieben mindestens 0,8 Quadratmeter Stallfläche plus 0,6 Quadratmeter Außenfläche. Schweinen zwischen 50 und 110 kg Körpergewicht stehen in der konventionellen Haltung lediglich 0,75 Quadratmeter Stallfläche zu. Bei der Schweinehaltung in Bio-Betrieben sind außerdem Gitterböden nicht erlaubt. Gleiches gilt für das Abschleifen der Zähne und das Abschneiden der Schwänze.
Tipp: Auf spiegel.de findet Ihr übrigens zwei interessante Artikel indem die Hühner- und Schweinezucht in konventionellen Betrieben mit der in Bio-Betrieben verglichen wird.
Ein erstes Fazit
Mit dem Verzehr von Produkten, die mit dem EU-Bio-Siegel zertifiziert sind, kann man seine Gesundheit betreffend mit Sicherheit kaum etwas falsch machen (die Umwelt müssen wir hier leider außen vor lassen, schaut hierzu gern einmal in meinen Blog-Artikel „Ernährungsmythos #9 – Deutsches Obst und Gemüse hat stets die bessere Ökobilanz!“). Natürlich können die kontrollierenden Behörden nicht immer überall sein. Das gleiche gilt aber auch für konventionelle Betriebe. Die Unterschiede zu konventionellen Produkten sind zum Teil relativ gering, zum Teil aber auch sehr bedeutend. Insgesamt: Auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung!