
Hallo liebe Freunde!
Deutschland ist im Hinblick auf seine Lebensmittelvielfalt ein Schlaraffenland. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Mehr noch – das Angebot ist so vielfältig, dass wir gar nicht mehr wissen, was wir essen sollen. Was für ein Luxusproblem!
Mit der Vielfalt kommt die Unsicherheit
Denn welche Lebensmittel und welche Ernährungsform ist für mich die Beste? Gluten- oder laktosefrei oder vielleicht beides? Vegetarisch, Vegan oder doch Paleo? Die Menschen sind überfordert und wissen nicht mehr, was sie essen sollen. Gefährliches Halbwissen und Angst führen dazu, dass Marketingversprechen geglaubt werden und alles, was in Verruf gerät auf dem eigenen Teller erst einmal pauschal tabu ist.
In diesem Zusammenhang wurde vor einigen Jahren auch die Milch zum Sündenbock. Denn sie enthält den Milchzucker Laktose. Und plötzlich hatte jeder, der nach dem Milchgenuss ein Zwicken im Magen verspürte eine Laktoseintoleranz. Zum Glück reagierte die Lebensmittelindustrie sehr schnell und verschaffte mit laktosefreien Produkten Abhilfe. Das finde ich erst einmal toll, denn so können die, die tatsächlich an dieser Lebensmittelunverträglichkeit leiden trotzdem Milch, Käse & Co. genießen.
Selbstdiagnose: Laktoseintoleranz
Doch leider gibt es eine „kleine“ Diskrepanz zwischen der Anzahl der Menschen, die diesen Milchzucker tatsächlich vertragen und der Anzahl, die einfach nur glauben sie würden ihn nicht vertragen. Die meisten Quellen sprechen von einem Anteil von etwa 15 Prozent der deutschen Bevölkerung, der nachgewiesenermaßen an Laktoseintoleranz leidet. Laut eines Vortrags der GfK (eines der zwei weltweit führenden Marktforschungsinstitute), den ich vor kurzem hörte, ist der Anteil der Menschen, die nur glauben eine solche Unverträglichkeit zu haben deutlich (!) höher. Die ARD berichtet in diesem Zusammenhang: „Fast jeder Dritte Deutsche glaubt inzwischen laut Umfragen, er sei davon betroffen. Teils auch aufgrund von Selbstdiagnosen, ohne ärztliche Konsultation.“ Die Industrie freut sich, kosten die laktosfreien Produkte doch oft um ein Vielfaches mehr als die Ursprungsprodukte.
Und wie sieht es mit der neuen Volkskrankheit Zöliakie aus?
Neben der Laktoseintoleranz ist im Laufe der letzten Jahre auch die Glutenunverträglichkeit, die sogenannte Zöliakie, immer stärker in den Vordergrund gerückt. Die dahinterstehende Industrie weißt eine bemerkenswerte Entwicklung auf.
Der österreichische Kurier schrieb hierzu kürzlich:
„Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) verweist darauf, dass die Zahl der im Einzelhandel neu platzierten Glutenfrei-Produkte sich von 2010 bis 2014 weltweit fast verdoppelt hat. Branchenführer Dr. Schär vermeldet in Deutschland Jahr für Jahr höhere Absatzzahlen, 2014 stieg der Umsatz um 30 Mio. Euro auf 260 Mio. Euro. Deutschland ist einer der Hauptmärkte des Südtiroler Unternehmens, das auf glutenfreie Backwaren spezialisiert ist.“
In diesem Zusammenhang möchte ich nur zwei Fakten anführen:
- Der Anteil, der in Deutschland tatsächlich an Zöliakie erkrankten Menschen liegt laut der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e. V. zwischen 0,2 und 0,4 Prozent.
- Glutenfreie Produkte bieten Menschen, die nicht an Zöliakie leiden keinerlei gesundheitliche Vorteile.
Ich sehe diese Produkte für nicht an Zöliakie leidende Menschen sogar als kritisch an. Denn weil das Gluten zum Beispiel bei der Teigherstellung für Brot eine wichtige Rollte spielt, muss es bei bei der glutenfreien Alternative durch viele, oft künstliche Zusatzstoffe ersetzt werden. Werft im Supermarkt einfach mal einen Blick auf die Inhaltstoffe, um euch selbst davon zu überzeugen. Ganz abgesehen davon sind glutenfreie Produkte um ein Vielfaches teurer als ihre glutenhaltigen Äquivalente.
Die Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) kann übrigens auch in abgeschwächter Form, der sogenannten Glutensensitivität vorkommen. Die Angaben über den Anteil der Bevölkerung, die eine solche Sensitivtät aufweisen, schwankt je nach Quelle stark. Es wird aber von etwa 5-10 Prozent ausgegangen. Das dritte Krankheitsbild ist die Weizenallergie, welche aber (wie der Name bereits verrät) nicht nur das Gluten, sondern Weizen an sich betrifft. Auch hier gibt es viele Quellen. Der Prozentsatz ist aber deutlich näher an dem der Zöliakie als an dem der Glutensensitivität zu sehen. Da alle drei Krankheitsbilder nach einer anderen Diät verlangen, ist es unbedingt erforderlich zunächst das Krankheitsbild zu identifizieren.
Fazit
Macht nicht aus Angst oder Unwissenheit jeden Trend mit. Versucht euch zu informieren, bevor Ihr auf derartige Inhaltsstoffe verzichtet. Und hört auf Euren Körper, denn der sendet euch deutliche Signale. Wenn ihr irgendetwas nicht vertragt, verfahrt nach dem Ausschlussprinzip oder klärt es im Zweifelsfall mit Eurem Arzt.
Liebe Grüße und bleibt gesund,
Euer Claudio
Suuuper, du hast es auf den Punkt genau getroffen. Ich bin ganz deiner Meinung. Bin schon gespannt auf deinen nächsten Beitrag
Vielen Dank für das Feedback :) Das freut mich zu hören!
Ich bin tatsächlich von Zöliakie betroffen. Ich begrüsse den Hype um die Glutenfreien Produkte sehr, da dieser den Preis der Einzelnen Lebensmittel doch drastisch nach unten drückt. Eine krankheitsbedingte Diät ist leider nicht sehr günstig und als Förderungsbedürftig erkennen es leider die wenigsten Krankenkassen an.
Hallo Mathias,da hast du natürlich Recht. Da kommt ein gewisser Skaleneffekt zum Tragen. Für Dich als Betroffenen ist das schon super :)