Von wegen bewusste Ernährung! Was hat Einfluss auf unser Essverhalten?

Hallo zusammen! Jeder von euch ist bestimmt schon einmal mit Hunger einkaufen gegangen oder? Was dann meistens passiert, wissen wir alle: Man greift nach so ziemlich allem, was man zu fassen bekommt, denn irgendwie hat man auf fast alles Hunger. Und schneller als man gucken kann, landet alles im Einkaufswagen. Zuhause angekommen zaubert man sich dann ein Festmahl! Was eigentlich bedeutet: eine Tiefkühlpizza mit extra Käse, denn das geht besonders schnell. Nachdem man dem Hungertot nur knapp entronnen ist, gibt es als Nachtisch ein Eis und eine halbe Packung M&Ms … und später dann die andere Hälfte. Ich bin übrigens der festen Überzeugung, dass Erdnuss-M&Ms eine geheime suchterzeugende Zutat enthalten – zumindest fühl es sich für mich so an, wenn ich die ersten paar esse und nach 10 Minuten die ganze Packung inhaliert habe. Warum liegen die ganzen Leckereien auch nur eine Armlänge entfernt auf dem Wohnzimmertisch?

Eine andere Situation kennt Ihr mit Sicherheit auch: Ihr habt euch fest vorgenommen, einige Zeit auf Alkohol und/oder ungesundes Essen zu verzichten oder hattet euch zumindest nicht aktiv vorgenommen eines oder beides zu konsumieren. Doch dann folgt das Wochenende, das Ihr mit einigen Freunden verbringt, von denen keiner derartige Pläne hat. Und auch sonst achten diese vielleicht nicht sonderlich auf ihre Ernährung. Und dieses Wochenende wollen sie es sich mal wieder so richtig gut gehen lassen. Schließlich sitzt ihr gemütlich bei einem Film zusammen und es dauert nicht lang, bis die Pizzen bestellt und die ersten Biere/Weine geöffnet werden. Dann sind die Naschereien dran … die Tüten werden geöffnet und alle greifen beherzt zu. Wie lange dauert es bis auch Du zugreifst? Bis auch Du dich dem Verhalten der Gruppe anschließt?

Diese beiden Situationen zeigen beispielhaft gleich drei Einflussfaktoren auf, die unsere Entscheidungen – in diesen Fällen im Hinblick auf unsere Ernährung – beeinflussen.

Wie unser Umfeld unsere Entscheidungen beeinflusst

Wir glauben freie Entscheidungen zu treffen, doch tatsächlich werden diese stark durch unser Umfeld beeinflusst. Im Supermarkt (Situation 1) beispielsweise buhlen hunderte, wenn nicht tausende Produkte um unsere Aufmerksamkeit. Besonders die Verpackungen beeinflussen hierbei unsere Kaufentscheidung. Ihr kennt es sicherlich selbst: Gefällt uns das Produktdesign, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Produkt im Einkaufswagen landet. Unabhängig davon, ob daneben das gleiche Produkt zu einem günstigeren Preis mit identischen Inhaltsstoffen steht. Auch die große Produktvielfalt führt dazu, dass wir oft mehr Artikel kaufen, als wir uns vorgenommen haben. Im Worst-Case sind wir auch noch hungrig und werden noch stärker von den (falschen) Produkten angezogen.

Praxistipp:
Schreibt euch eine Einkaufsliste, um gezielt durch den Supermarkt zu gehen und nur die Produkte zu kaufen, die Ihr tatsächlich wolltet. So spart Ihr Zeit und Geld. Und wenn auf der Einkaufsliste nur gesunde Lebensmittel stehen, werdet Ihr auch die Süßigkeiten eher im Regal stehen lassen.

Aber auch die Menschen, mit denen wir viel Zeit verbringen (Situation 2), beeinflussen stark unsere Entscheidungen. Die Wahrscheinlichkeit ungesundem Essen und Alkohol widerstehen zu können, wenn beides sehr viel in eurem engsten Freundeskreis konsumiert wird, ist eher gering. Hierbei ist es nicht nur die fehlende Selbstdisziplin, die uns oft einknicken lässt, sondern ebenfalls der soziale Druck bzw. Gruppenzwang. Denn am Ende des Tages möchte jeder von uns zur Gruppe gehören. Dieses Bedürfnis ist tief in jedem von uns verankert und evolutionär bedingt. Aus diesem Grund verhalten wir uns gruppenkonform. Im Umkehrschluss bedeutet das: Seid Ihr von Menschen umgeben, die sich gesund ernähren und sportlich aktiv sind, wird die Wahrscheinlichkeit zunehmen, dass Ihr ebenfalls gesund essen und Sport treiben werdet.

freunde-sport

Etliche Studien untermauern dieses Verhalten. So zum Beispiel auch das „Asch Conformity Experiment“ das bereits in den 60er Jahren zeigte, welche Auswirkungen Gruppenverhalten auf uns haben kann. Im Rahmen des Experiments – das auch in den darauffolgenden Jahrzehnten immer wieder unter gleichen bzw. ähnlichen Bedingungen repliziert wurde – wurde kurz gesagt gezeigt, dass unser Bedürfnis nach Gruppenkonformität so groß ist, dass in einem Drittel der Fälle eine offensichtlich falsche Entscheidung getroffen wird, um sich nicht von der Gruppe zu unterscheiden.

Zusammenfassend können wir also festhalten: Wir werden oft stärker durch unser Umfeld (Situation 1) und unser soziales Umfeld (Situation 2) beeinflusst als wir denken oder zugeben möchten!

Der Weg des geringsten Widerstandes: die Standard- Entscheidung

Werfen wir noch einmal einen Blick auf die erste Situation: Zuhause angekommen wollen wir endlich essen. Trotz des vielleicht großen Einkaufs entscheiden wir uns für die Pizza. Wieso? Die Zubereitung ist einfach und erfordert kaum Aufwand. In der gleichen Zeit könnten wir eigentlich ein paar Zutaten in die Pfanne schmeißen, um etwas Gesundes zu kochen. Allerdings bevorzugen wir Menschen von Natur aus die Entscheidung, die am wenigsten Aufwand bzw. Arbeit mit sich bringt. Diese Entscheidung nennt man auch Standard-Entscheidung. Viele Studien haben gezeigt, dass dies die Entscheidung ist, die stets am häufigsten getroffen wird. Denken wir zum Beispiel an ein Gebäude mit Treppen und Fahrstuhl. Was wird hier wohl die Standard-Entscheidung sein? Richtig – der Fahrstuhl. Besonders gut verdeutlicht wird der Effekt der Standard-Entscheidung durch eine Studie in der man 11 europäische Länder dahingehend untersucht hat, wie hoch der Prozentsatz der Organspender ist, wenn die Mitgliedschaft erst beantragt werden muss oder man quasi Pflicht-Mitglied ist und aktiv gekündigt werden muss. Das Ergebnis: Muss die Organspende beantragt werden, lag der Prozentsatz der Organspender bei maximal 27 Prozent. Ist dieser obligatorisch und muss aktiv gekündigt werden, gab es keinen Prozentsatz unter 95.

Aber nun noch einmal zurück zu unserem Beispiel: Nun liegen die M&Ms auf dem Tisch und sind somit nur einen Handgriff davon entfernt vernascht zu werden. Wie wird also die Entscheidung ausfallen, wenn wir wieder Appetit bekommen? In die Küche gehen und ein Stück Obst oder Gemüse holen oder zu den Naschereien greifen? Und genau das zu Verstehen ist in meinen Augen eine wichtige Schlüsselerkenntnis: Habt Ihr ungesundes Essen erst einmal aus dem Supermarkt in euer Umfeld befördert und im schlechtesten Fall noch sichtbar und jederzeit zugänglich platziert, ebnet Ihr der Standard-Entscheidung den Weg! Außerdem sorgt ihr so dafür, dass Euer „Willenskraft-Akku“ stetig abnimmt.

Meine Praxistipps:

  1. Lasst die ungesunden Lebensmittel im Supermarkt, kauft gesund ein und bringt euch so selbst dazu, diese Dinge zu essen. Platziert Obst und Gemüse sichtbar und zugänglich und lasst die Wirkung des Umfeldes den Rest erledigen!
  2. Versucht euch durch euer soziales Umfeld nicht negativ und im besten Fall positiv beeinflussen zu lassen. Seid souverän und integer, trefft eure eigenen Entscheidungen und pflegt nicht aus Gruppenzwang einen ungesunden Lebensstil – denn unsere Gesundheit ist unser höchstes Gut!
  3. Kämpft gegen eure Standard-Entscheidungen! Das heißt wählt ganz bewusst und immer wieder Entscheidungen, die einen größeren Aufwand bedeuten und lasst diese somit zu Gewohnheiten werden, sodass sie für euch früher oder später keinen Widerstand mehr bedeuten.

Liebe Grüße und bleibt gesund,

Euer Claudio

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