Waldbaden: Wie die Natur das Stresslevel verringert

Wenn ich in Vorträgen oder Beratungen über das Thema Stress spreche, dann ist es mir wichtig in diesem Kontext einen sehr wichtigen Umstand zu erwähnen, den wir uns immer wieder ins Bewusstsein rufen sollten: Die Welt in der wir heute Leben – mit all ihrer Komplexität und Unsicherheit, dem Information-Overload, ihrer Bevölkerungsdichte, dem Lärm und der Luftverschmutzung, den wir in großen Städten haben – ist quasi unendlich weit entfernt von der Welt, in der unser hormonelles Stresssystem entstanden ist. Was das heißt? Wir sind, ohne es richtig zu merken, in eine Situation geraten, die dafür prädestiniert ist uns dauerhaft zu stressen und so unsere allostatische Last immer weiter zu steigern. Sie lässt uns nicht mehr genug Zeit für eine Regeneration nach stressigen Situationen oder Phasen, sodass wir nicht mehr ins Gleichgewicht, in die sogenannte Homöostase, kommen. So … nun aber Schluss mit der Problem-Orientierung und auf zu einer spannenden Maßnahme im bunten Blumenstrauß der Möglichkeiten zur Stressbewältigung!

Stell dir folgendes Szenario vor: Dein*e Chef*in hat dir gerade die zehnte E-Mail in einer Stunde geschickt, die Kinder streiten sich im Hintergrund und der Laptop fängt an, ungewöhnliche Geräusche von sich zu geben. Dein Stresslevel? Auf einer Skala von 1 bis 10 locker bei 15. Was könnte jetzt helfen? Ein Waldspaziergang – und nein, das ist kein spirituelles Hokuspokus. Es gibt handfeste, wissenschaftliche Belege dafür, dass der Wald uns tatsächlich entspannt. Warum das so ist, klären wir jetzt. Spoiler: Du brauchst dafür kein Badeoutfit!

Was ist Waldbaden?

Das „Shinrin-Yoku“, übersetzt „Waldbaden“, stammt aus Japan und ist dort seit den 1980er als Gesundheitsvorsorge anerkannt. Beim Waldbaden geht es darum, sich ganz bewusst in der Natur aufzuhalten und die Umgebung mit allen Sinnen zu genießen. Kein Handy, keine To-Do-Listen – einfach nur Du, die Bäume und vielleicht ein paar Eichhörnchen.

Adieu, Cortisol! Sag dem Stresshormon auf Wiedersehen!

Wir alle kennen ihn, den kleinen inneren Cortisol-Alarm, der anspringt, wenn uns der Alltag mal wieder über den Kopf wächst. Cortisol ist das Stresshormon, das in deinem Körper freigesetzt wird, wenn Du im Stress bist. Insbesondere bei chronischem Stress ist Cortisol der Protagonist. Die gute Nachricht: Der Wald kann das Cortisol senken – und zwar ziemlich schnell. In einer Studie wurden Menschen, die regelmäßig im Wald spazieren gingen, gemessen und siehe da: deutlich niedrigere Cortisolwerte! Die Natur wirkt hier wie ein Reset-Knopf für dein Nervensystem.

Dein Körper liebt den Wald!

Mit dem Aufenthalt im Grünen und der einhergehenden Stressreduktion kommen viele physiologische Vorteile – und das Beste daran? Du musst nichts weiter tun, als dich in ihm aufzuhalten. Hier die Highlights:

  • Blutdruck? Runter damit! Ein paar Stunden zwischen den Bäumen, und dein Blutdruck sinkt fast so schnell wie die Laune bei einem verregneten Grillabend. Druck im außen führt nämlich dazu, dass auch im Innen Druck entsteht, damit dein ganzer Körper schnell und gleichmäßig mit Energie und Nährstoffen versorgt wird. Kurzfristig ist das fein – langfristig aber eine ungesunde bis gefährliche Überforderung deines Körpers.
  • Beruhigung für dein Nervensystem: Stell dir vor, der Wald drückt den Pausenknopf in deinem Körper. Der Parasympathikus – das ist der Teil deines Nervensystems, der für Erholung sorgt – wird aktiviert, und deine Herzfrequenz beruhigt sich. Ein kleiner Spaziergang und dein Herz schlägt im Takt der Natur.
  • Immunboost gefällig? Natürlich wirkt sich weniger Stress positiv auf das Immunsystem aus. Darüber hinaus setzen Bäume Phytonzide frei die dein Immunsystem stärken – das legen zumindest einschlägige Studien nahe. Ja, du hast richtig gelesen: Der Wald macht dich nicht nur ruhig, sondern auch robuster gegen Erkältungen und Co. – praktisch, oder?

Wie streichelt der Wald auch deine Seele?

Stress, Erschöpfung, das Gefühl, ständig alles gleichzeitig tun zu müssen – wir kennen es alle. Der Wald bietet eine Oase, um dieser Hektik zu entfliehen. Stell dir vor, du läufst zwischen hohen Bäumen, atmest tief ein, und spürst, wie sich der Stress langsam auflöst. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein? Ist es aber nicht!

  • Mentale Erholung: Dein Gehirn ist wie ein Akku, der durch die oben erwähnte, ständige Reizüberflutung des Alltags schneller oft schnell geleert wird. Die Attention Restoration Theory besagt, dass die Natur deinem Gehirn hilft, sich zu erholen – wie eine mentale Wellnesskur.
  • Verbesserte Stimmung: In einer Studie berichteten Menschen nach einem Waldspaziergang über weniger depressive Symptome und Angstzustände. Der Wald wirkt wie eine natürliche Stimmungsaufhellung – ganz ohne Nebenwirkungen!
  • Achtsamkeit: Im Wald zu spazieren ist eine großartige Gelegenheit, den Kopf freizubekommen und im Moment zu sein. Du kannst die Vögel zwitschern hören, das Rascheln der Blätter spüren, und die frische Luft tief einatmen. Der Wald bietet dir gratis Achtsamkeit auf dem Silbertablett.

Wie kannst Du Waldbaden in deinen Alltag integrieren?

Du musst keine Wanderstiefel anziehen oder in die Wildnis ziehen, um die Vorteile des Waldbadens zu erleben. Hier sind ein paar Tipps, wie du den Wald in deinen Alltag einbauen kannst:

  • Möglichst nah dran: Ob Wald, Stadtpark oder Garten – finde einen grünen Wohlfühlort, der nicht zu weit weg ist. Je höher die Hemmschwelle, desto schwieriger ist es, diesen regelmäßig aufzusuchen.
  • Mach es zur Routine: Kurze Besuche von 20 bis 30 Minuten reichen oft schon aus, um den Stresspegel zu senken. Stell dir vor, du planst dir deine „grüne Auszeit“ genauso fest ein wie ein Meeting – nur, dass dir dieses Meeting am Ende des Tages wirklich Energie geben wird.
  • Nutze alle Sinne: Um die Gedanken an die Vergangenheit und Zukunft vorbei ziehen zu lassen, musst Du in der Gegenwart, im Moment sein. Während des Spaziergangs kann es hierfür zum Beispiel hilfreich sein, die Textur der Baumrinde ertasten und dem Rauschen der Blätter oder dem Zwitschern der Vögel zu lauschen. Und ganz wichtig: Mach das Handy aus und genieße einfach die Natur.

Fazit

Offenbar gehören wir per Stresssystem eher ins Grüne als in die Stadt – wer hätte das gedacht ;). Stress hat keine Chance gegen einen Waldspaziergang – das ist wissenschaftlich belegt. Der Wald hilft uns, wieder zu uns selbst zu finden, den Kopf freizubekommen und das eigene Wohlbefinden zu steigern. Also, nächstes Mal, wenn du das Gefühl hast, die Welt bricht über dir zusammen: Geh raus ins Grüne. Es ist fast so, als würde die Natur dir ein persönliches Anti-Stress-Programm schenken – mit Bäumen statt Bildschirmen!

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